Geschichte/Chronik des Letter-Berger Schützenvereins e.V.

Chronik des Letter-Berger Schützenvereins.
Ebenso wie in vielen anderen Gemeinden, Bauernschaften und Orten ist der Schützenverein Letter Berg sicherlich als Schutzgemeinschaft der ausschließlich ländlichen Bevölkerung gegründet worden. Zu einer Zeit, als in deutschen Landen, somit auch in unserer Heimat, Recht und Gesetz Jahrzehnte hindurch infolge religiöser, politischer und vor allen durch kriegerischer Auseinandersetzung ausgeübt wurden. Weil nur das Recht der Stärkeren Geltung hatte, waren Nachbarn und Bauernschaften gezwungen sich zur Eigenverteidigung zusammenzuschließen.


Wenn der Schütze Gerhard-Heinrich Grewink aus Lette, der im Jahre 1726 den Königsschuss ausführte – so das noch vorhandene Königsschild – heute zu uns sprechen könnte, so würde er sicherlich berichten, das seine Mitbewerber keinesfalls nur Bewohner des Letter Berges gewesen sind. Wie aus dem Namensverzeichnis der Könige hervorgeht, waren auch Bürger aus den übrigen Bauernschaften von Lette zum Königsschuss berechtigt.
Der Letter-Berger Schützenverein verfügt heute über 12 Königsschilder aus dem 18. Jahrhundert und 18 Schilder aus dem 19. Jahrhundert. Insgesamt sind dem Verein im Verlauf von mehr als drei Jahrhunderten 108 Schilder erhalten geblieben.



Als Besonderheit mag erwähnt werden, dass aus den Jahren 1799 und 1801 jeweils zwei Schilder vorhanden sind. Aus welchem Grunde damals zweimal im Jahr ein Königsschießen stattgefunden hat, ist nicht ersichtlich. Zwischen den Jahren 1817 und 1896 fehlt mit Ausnahme der Jahre 1830 und 1833 jeglicher Hinweis auf eine Veranstaltung.
Wahrscheinlich geht man Recht in der Annahme, dass durch wirtschaftliche Nöte bedingt, manche Schützenkönige nicht in der Lage waren, ein Königsschild anfertigen zu lassen. Möglicherweise sind auch Schilder verloren gegangen oder entwendet worden.
Von 1900 bis zum 1. Weltkrieg (1914 – 1918) stehen lediglich drei Könige namentlich fest. Wie das Königsschild vom Jahre 1909 ausweist, bestand zu der Zeit eine „Vereinte Schützengesellschaft“.



Im folgenden Jahr 1926 waren Bestrebungen in Gange, die Selbstständigkeit der einzelnen Letter Vereine aufzuheben und sich zu einem Schützenverein zusammenzuschließen. Doch da der Widerstand erheblich war, lies man von diesem Vorhaben ab. Das Berger Fest wurde auf dem Hof Ewers begangen. Mit Ausnahme des Jahres 1932, wahrscheinlich waren zu viele Trauerfälle zu verzeichnen, begingen die Berger ihr Fest dann jedes Jahr bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges.
Vom Schützenfest 1933, das auf dem Hofe Wichmann-Wenning stattfand, weiß man noch heute zu berichten, das die SA (Sturmabteilung der NSDAP) der damaligen Nazi-Regierung, das Fest zu stören versuchte. Es wurde bemängelt, dass die Ausschmückung der Scheune nicht den nötigen nationalen Dekor zeigte, sprich Hakenkreuze.
Die versammelten SA Leute versuchten, ohne Eintritt zu bezahlen, am Fest teilzunehmen. Als der Vorstand dieses rechtswidrige Eindringen zu verhindern suchte, wurde man handgreiflich und erzwang den Einlass.


Da im Jahre 1934 auf dem Hof Kleinhölting das 250jährige Bestehen des Letter-Berger Schützenvereins feierlich begangen wurde, kann davon ausgegangen werden, das zu diesem Zeitpunkt ein Hinweis vorhanden war, das bereits im Jahre 1634 ein Königsschießen stattgefunden hat. Ein schriftlicher Vermerk von 1961 besagt, dass der Letter Berger Schützenverein Königsschilder vom Ende des 17. Jahrhundert besaß. Sie sind heute leider unauffindbar. Es ist durchaus möglich, dass die Gründung der Schützengesellschaft, wie offensichtlich die ursprüngliche Bezeichnung lautete, noch weiter zurückdatiert werden kann.
Das bereits erwähnte 250jährige Bestehen wurde am 28. Mai 1934 auf dem Hof Kleinhölting festlich begangen. König wurde Bernhard Wichmann-Tastove. Königin Fräulein Ida Rensmann. Wie aus dem Protokoll weiter hervorgeht, spielte die Stadtkapelle Coesfeld. Johannes Brocks war Festwirt. Kosten: Musik 105 Mark, Zeltboden 60 Mark, Steuer 10 Mark, Kulturwart 3 Mark.
Tätig werden konnte der Schützenverein nach Beendigung des 2. Weltkrieges erstmalig wieder im Jahre 1948 mit einer Feier im Rahmen eines Erntedankfestes auf dem Hofe des Landwirtes Wilhelm Hörsting am 6. September 1948.

In den folgenden Jahren wurde das Schützenfest der Letter Berger dann ohne Unterbrechung jährlich gefeiert und zwar ausschließlich in festlich hergerichteten Scheunen, teils mit Erweiterung durch Zeltanbauten. Weil jedoch im Laufe der Zeit die Scheunen der Landwirte mehr und mehr als Ställe Verwendung fanden, sah man sich genötigt Umschau zu halten, wo das Schützenfest zukünftig gefeiert werden konnte. Glücklicherweise bot sich der Höltingshof auf dem Letter Berg als sehr geeignet an. Dem Einsatz des damaligen Schriftführers Josef Rensmann ist es zu verdanken, dass dem Berger Schützenverein im Jahre 1968 erstmals folgende Räume zu Verfügung standen: Tenne, Diele, Küche und Toiletten.
Um die Königswürde gerungen wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an einem Platz der heute noch bei den Bergern unter der Bezeichnung „An de Vuogelrod“ bekannt ist, nahe an der Wegespinne am Ende der Paßstiege gelegen.
Aus nicht bekannten Gründen hat man damals eine Vogelstange in WenningsBüschken errichtet, in einem idyllisch gelegenen kleinen Wald, nahe dem Hofe Münnich. Im Zuge der Umlegung ging dieses Gehölz im Jahre 1959 in den Besitz der Familie Münnich über.
Da diese Vogelstange nach jahrzehntelanger Benutzung jedoch nicht mehr den verschärften Sicherheitsbedingungen der Behörden entsprach, wurde dort im Jahre 1974 unter Mithilfe der Berger Schützen in Eigenarbeit ein neuer Schießstand erstellt. Die heutige so genannte „Vuogelrod“ ist eine schmucke Schießanlage und für Alt und Jung ein gern besuchter Platz, wenn alljährlich im Mai (Freitag nach Christi Himmelfahrt) das Vogelschießen dort stattfindet.
Es war viele Jahre hindurch Tradition, dass sich die Berger Schützen am Ostermontag nachmittags zur jährlichen Generalversammlung auf dem Hofe Bayer-Jäger zusammenfanden, um gemeinsame Beschlüsse für das kommende Schützenfest zu fassen, das jeweils am 1. Montag im Juni veranstaltet wurde. Ebenfalls vom Hofe Bayer-Jäger erfolgte der Abmarsch zur Vogelstange.

In den Jahren 1977 bis 1988 fand die jährliche Generalversammlung immer Ende März auf dem Hofe Münnich statt.
Die Generalversammlung des Letter-Berger Schützenvereins von 1983 sprach sich dafür aus, im Jahre 1984 in einer Jubiläumsfeier das 300jährige Bestehen zu feiern.
Von besonderer Bedeutung für den Schützenverein war der Beschluss der Generalversammlung von 1960, eine Fahne anzuschaffen, um auch in der Öffentlichkeit die Schützengemeinschaft besser zu präsentieren. Sie wurde von der Firma Fahnen Reuter aus Münster erstellt.
Diese Fahne bietet mit ihrer kunstvollen Bestickung ein sehr ansprechendes Bild bäuerlicher Tradition verbunden mit einem herrlichen Schützenmotiv. Das Gründungsjahr 1684 ist ebenfalls auf der Vereinsfahne festgehalten. Da die Anschaffung der wertvollen Fahne die Finanzkraft des Vereins stark belastete, wurde zur Aufbesserung der Kasse mehrere Jahre hindurch jeweils zur Adventszeit ein Preiskegeln in der Gaststätte Zumbült veranstaltet.
Der Letter Berger Schützenverein begeht im Jahre 2009 sein 325jähriges Bestehen. Ein solches festliches Jubiläum war Anlass dafür, anhand von schriftlichen Unterlagen, Königsschildern und mündlicher Überlieferung in dieser kurz gefassten Chronik wenigstens so viel an Nachweisbaren aufzuzeigen, wie das leider so spärlich Bekannte aussagt.
Der Vorstand
Ehrenpreise für verdiente Mitglieder
Und auch das gehört zur stolzen Geschichte des Letter-Berger Schützenvereins e.V.

